BLOG

CoVid-19 Infektionen bei Transplantierten

Das neue Coronavirus SARS CoVid-2 ist ein relativ neues Virus, über das es bisher nur sehr wenige Studien in Bezug auf Transplantierte gibt. Dennoch entsteht der Eindruck, dass die Anzahl der Infizierten und das Ausmaß der Infektion deutlich unter der ursprünglich erwarteten Anzahl liegt.

Hier ein Überblick über den aktuellen Stand (26.03.2020), soweit uns bekannt:

In China gab es in einer Gruppe von über 200 Herztransplantierten nur 9 Infizierte. In einem Artikel in „The Journal of Heart and Lung Transplantation“ wird detaillierter von 2 Herztransplantierten Patienten berichtet. Beide mit dem Coronavirus infizierten Patienten mussten demnach nicht beatmet werden und konnten nach kurzem Klinikaufenthalt und abschließend negativem Coronatest wieder entlassen werden. Es gibt inzwischen einen dritten Erkrankten mit unbekanntem Verlauf.

Bei Lungentransplantierten zeigt sich ein ähnliches Bild. Bisher sind weltweit nur 5 Fälle von positiv getesteten Lungentransplantierten bekannt (Stand 25. März 2020). Dabei hatte 1 Transplantierter einen milden Verlauf, 2 eine Lungenentzündung und 2 mussten beatmet werden. Vier der 5 Patienten haben die Infektion inzwischen überstanden, über den fünften gibt es aktuell keine weiteren Informationen.

Im Lebertransplantationszentrum in Bergamo, in dem über 700 Kinder bisher lebertransplantiert wurden, wurden lediglich 3 Kinder positiv, aber ohne Symptome auf CoVid-19 getestet. Man vermutet dort, dass immunsupprimierte Kinder, ebenso wie Kinder ohne Immunsuppression das Virus übertragen, ohne selbst an CoVid-19 zu erkranken.

Dr. Lorenzo D’Antiga vom Paediatric Hepatology Gastroenterology and Transplantation, Hospital Papa Giovanni XXIII Bergamo, Italy stellt sogar die Vermutung aus, dass allgemein Kinder unter 12 Jahren unabhängig von ihrem Immunstatus keine Coronavirus-Pneumonie entwickeln, obwohl sie infiziert werden und daher die Infektion verbreiten können.
Im Herzzentrum in Bergamo wurden bisher 14 infizierte Herztransplantierte behandelt. Über 6 von Ihnen berichtet Dr. Iacovoni vom ASST Papa Giovanni XXIII.

Von den 6 Patienten waren 2 der Patienten (beide 4 Monate transplantiert) ohne Symptome und nicht stationär im Krankenhaus. Zwei Patienten, einer 3 Monate nach TX und einer 4 Jahre nach TX sind stationär, mit Fieber und niedriger Sauerstoffsättigung. Bei beiden wurde als Behandlung die Immunsuppression geändert. Nach 12 Tagen ist der Patient mit 3 Monaten HTX stabil, der andere nach 4 Tagen noch in kritischem Zustand.

Die beiden anderen, 5 und 29 Jahre nach Transplantation verstarben. Einer der beiden Patienten meldete sich bedauerlicherweise erst eine Woche nach Auftreten der ersten Symptome wegen starker Luftnot zur Klinik, so dass jede Hilfe zu spät kam.

Aus Seattle wird von 5 positiv getestete HTX Patienten berichtet. Alle 5 Patienten sind zwischen 13 und 23 Jahre transplantiert und haben eine dementsprechend niedrige Dosis Immunsuppressiva. Alle fünf haben außerdem mindestens eine schwerwiegende Begleiterkrankungen, wie Zirrhose, Bluthochdruck, chronische Abstoßung und weiteres.

Zwei der Patienten wurden ambulant behandelt, die 3 anderen erhielten eine ähnliche Therapie wie bereits die positiv getesteten Transplantierten in China. Allen 5 geht es derzeit gut.

Prof. Ajit P. Limaye, Director Transplant Infectious Disease Program, spekuliert, dass die Patienten nicht auf Grund der Immunsuppression, sondern auf Grund ihrer Vor- und Nebenerkrankungen erkrankt sind. Alle hatten mindestens eine.

Unsere Bericht umfasst eine Zusammenfassung aller Meldungen, die wir finden konnten und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für weitere Einzelheiten bitte auf die Links klicken. Es kommen täglich neue Patienten hinzu und die Erfahrungen steigen mit jedem einzelnen.

Die bisherigen Fälle zeigen, dass der Unterschied von immunsupprimierte Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht signifikant ist und das lässt manche Fachleute annehmen, dass Transplantierte allein auf Grund der Immunsuppression kein erhöhtes Risiko für schwere Lungenerkrankungen haben. Risikofaktoren für schwere Verläufe bleiben aber in jedem Fall das Alter, sowie Begleiterkrankungen wie Fettleibigkeit, Bluthochdruck und andere chronische Erkrankungen.

 

Quellen:

https://www.jhltonline.org/article/S1053-2498(20)31468-6/fulltext

https://cardiovascularnews.com/first-report-gives-insight-on-impact-of-covid-19-in-heart-transplant-patients/

https://nephroliga.ru/news/zdravookhranenie/6346

https://www.medpagetoday.com/infectiousdisease/covid19/85623